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EBSW – Wort auf den Weg 3/2025

Gemeinschaft trägt

„Seltsam im Nebel zu wandern. Leben ist einsam sein, keiner kennt den andern, jeder ist allein“, heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse. Einsamkeit ist die Not vieler Menschen. „Sie legt sich wie eine bleierne Last auf unsere Seele“, hat einer geschrieben. Die Not wird mancherorts gesehen. An meinem Wohnort wird von der Stadtverwaltung gerade ein Projekt „Gemeinsam gegen einsam“ auf den Weg gebracht.

Die Bibel weiß um diese Not und zeigt uns, was Abhilfe schafft. Bereits in der Weisheitslehre des Alten Testaments heißt es: „So ist’s ja besser zu zweien als allein. Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht entzwei.“ (Pred 4,9.12).

Jesus sendet seine Jünger zu zweit in ihre Aufgaben (Mk 6,7) und er verheißt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20). Jesus schenkt Gemeinschaft. In seiner Gemeinde soll keiner allein bleiben.

Die ersten Christen in Jerusalem haben entsprechend miteinander gelebt. „Sie blieben aber in der Gemeinschaft“ (Apg 2,42) heißt es von ihnen, und „sie waren ein Herz und eine Seele“. (Apg 4,32) Im 1.Johannesbrief heißt es: „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er (Gott) im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander“. (1.Joh 1,7)

Paulus beschreibt diese Gemeinschaft mit dem Bild des Leibes, bei dem ein Glied auf das andere angewiesen ist. (1.Kor 12). Das Haupt dieses Leibes, der gemeinsame Bezugspunkt ist Jesus Christus. Durch den Geist Jesu Christi werden Menschen, die einander sonst fremd und fern wären, zu einer Gemeinde zusammengefügt. Gemeinschaft gehört zum Wesen unseres Christseins.

„Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen“, bekennen wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Nikolaus Ludwig Graf Zinzendorf, einer der Väter des Pietismus, hat es so ausgedrückt: „Ohne Gemeinschaft statuiere ich kein Christentum“.

Dass die Erfahrung von Gemeinschaft nicht selbstverständlich ist, hat Dietrich Bonhoeffer in seiner Schrift „Gemeinsames Leben“ deutlich gemacht: „Es ist wie eine gnädige Vorwegnahme der Ewigkeit, wenn Christen schon hier in sichtbarer Gemeinschaft mit anderen Christen leben dürfen. Es ist Gnade, dass wir heute in der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern leben dürfen. Christliche Gemeinde heißt, dass ein Christ den anderen braucht um Jesu Christi willen.“

Wie können wir Gemeinschaft leben? Drei Bereiche stehen mir vor Augen. Da ist zuerst der Gottesdienst. Als unterschiedliche Menschen feiern wir gemeinsam. Dass der andere und die andere da ist, stärkt meinen Glauben. Auch dass ich da bin, ist für die anderen eine Ermutigung. Es ist nicht gut, wenn mein Platz in der Kirche leer bleibt.

Eine zweite Möglichkeit, um Gemeinschaft zu erfahren, ist der Hauskreis. Da nehmen wir Anteil am Ergehen der anderen und geben Anteil an unserem Leben und Glauben. Im geschützten Raum dieser Gemeinschaft können wir manches sagen, was wir sonst für uns behalten würden. Da stehen wir füreinander ein im Gebet.

Auch im Besuchsdienst gewinnt die Gemeinschaft konkrete Gestalt. Wenn wir Menschen besuchen, spüren sie, dass sie nicht allein gelassen sind mit ihrem Schicksal. Vor vielen Jahren hat der frühere württembergische Landesbischof Theo Sorg im Blick auf die Zukunft der Kirche geschrieben: „Wir werden eine Kirche der persönlichen Kontakte, eine Gemeinschaft der Gespräche und Besuche sein müssen.“ Unser Herr Jesus Christus schenkt uns eine Gemeinschaft, die trägt.

Hermann Hesses Behauptung „Leben ist einsam sein“ muss nicht zutreffen in unserer Gemeinde und nicht beim EBSW. Niemand muss seinen Weg alleine gehen!

Ihr Dr. Werner Schmückle

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