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EBSW – Wort auf den Weg 1/2025

Auf den Geschmack gekommen

… ist jener Bauer, als er in einem Jahr eine übermäßige Menge an Äpfeln ernten konnte. Einfach verfaulen lassen wollte er sie nicht. Da machte er es sich zur Gewohnheit, obwohl ihm Äpfel eigentlich nicht besonders geschmeckt haben, jeden Tag mindestens einen Apfel zu essen. Und siehe da, nach einiger Zeit merkte er, dass sie ihm gar nicht so schlecht schmeckten. Ja, sie schmeckten ihm immer besser. Und er merkte, dass es auch seiner Gesundheit förderlich war. Bald wollte er nicht mehr darauf verzichten, und es blieb nicht an jedem Tag nur bei einem Apfel.

„Prüft aber alles, und das Gute behaltet“ (1. Thess 5,21), ist uns mit der Jahreslosung – aber nicht nur für dieses Jahr – aufgetragen.

Und was wird nicht alles geprüft. Die Wasserqualität wird ständig überprüft. Die Stiftung Warentest testet und benotet Produkte. Und in den Medien werden unterhaltsam Fakten gecheckt, Kochkünste ge-„taste“-et und Gesangskünste gecastet. Mit allen Sinnen wird geprüft, ob man es riechen kann, ob es einem schmeckt, ob es gut aussieht, gut klingt und sich gut anfühlt. Wobei nicht jedem alle Sinne zur Verfügung stehen. Und wenn etwas gut aussieht, muss es deshalb noch nicht gut schmecken. Und wenn etwas gut schmeckt, muss es deshalb noch nicht gut für die Gesundheit sein. Und jeder leckere Bissen von heute ist morgen schon gegessen. Und „sehr gut“ bewertete Produkte sind irgendwann auch nur noch zum Wegschmeißen gut. Und was vor 50 Jahren als gut gegolten hat, geht heute nicht mehr. Weil sich die Maßstäbe geändert haben. Und – was soll man sagen: Geschmäcker können sich ändern, wie wir schon an dem Bauern eingangs merken. Also alles Geschmackssache, was gut ist? Und wer nichts schmecken kann – oder nichts sehen oder hören kann – hat eben nichts oder zumindest weniger vom Guten?

Wenn die Bibel sich selbst auslegt, weil sie aus einem Geist geflossen und von einem Geist durchflossen ist, dann sind es andere Sinne, die wir für das hier gemeinte Prüfen brauchen. „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute“, weiß der Apostel Paulus (Röm 12,2). Dann ist das Gute das, was die Bibel gut nennt. Ja, die Botschaft von Jesus Christus und die Botschaft der Bibel überhaupt ist dann die gute Botschaft – so „Evangelium“ wörtlich. Dann sind auch die Gebote Gottes gut (Röm 7,12). Dann sollen wir das behalten, und alles, was der gesunden Lehre dieser guten Botschaft zuwider ist (1. Tim 1,8-11), meiden (1. Thess 5,22). Dann ist das Gute, das der Herr unserer Seele getan hat und das sie nicht vergessen, also behalten soll, dass er „dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen“, dass er „dein Leben vom Verderben erlöst“ und „dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit“ (Ps 103,2-4). Dann sollen wir die Vergebung der Sünden behalten, und die Sünden und Schuldenlast auf dem Gewissen nicht – uns selbst und anderen. Dann sollen wir die Zuversicht auf Heilung behalten, und die Gebrechen, wie schlecht es uns doch geht und was uns alles fehlt, nicht. Dann sollen wir die Erlösung vom ewigen Verderben behalten und nicht an unseren Freiheiten in dieser Welt hängen bleiben. Dann sollen wir behalten, dass Gott uns mit Gnade und Barmherzigkeit krönt, und unsere Unwürdigkeit vor Gott oder unsere Würdigung durch Menschen nicht.

Von vielem dieses Guten nehmen wir mit unseren natürlichen Sinnen nichts wahr (vgl. Röm 14,17; 2. Kor 5,7). Deshalb schmeckt es dem natürlichen Menschen auch nicht, sondern es ist ihm eine Torheit (1. Kor 2,14). Aber hier sind wir wieder bei dem Bauern vom Anfang: Die Sinne dafür können sich entwickeln, dass man auf den Geschmack kommt. Machen wir es uns doch zur Gewohnheit, jeden Tag einen Abschnitt oder ein Kapitel in der Bibel zu lesen. Wer weiß, ob wir dann nicht auf den Geschmack kommen; und bald nicht mehr ohne dies sein wollen; und es nicht bei einem Abschnitt oder Kapitel am Tag bleibt; und wir mit Paul Gerhardt von dem, was Jesus uns zugut getan hat zur Erlösung von Sünde und Verderben, singen können: „und wenn mir nichts mehr schmecken will, soll mich dies Manna speisen“ (EG 83,6)?

Den Geschmack an diesem Guten wünscht Ihnen

Pfarrer Markus Eißler, beauftragt für die Blinden- und Sehbehindertenseelsorge im Dekanat Calw-Nagold.

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