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Es war Samstag, der 27. Juli, und am Abend begann ein Dauerregen, der auch früh am nächsten Morgen noch anhielt. Dabei wollten wir am Sonntag mit Achim und seinen Jungs klettern gehen. Na ja, das Wort Klettern klingt irgendwie etwas harmlos. In Wirklichkeit ging es auf die Schwäbische Alb bei Sankt Johann, Kreis Reutlingen, wo die Abbruchkante der Alb 30-60 Meter hohe Felsen bietet, die fast senkrecht abstürzen. Zum Glück wusste ich dies vorher nicht, verließ mich zum einen auf Achim, zum anderen darauf, zumindest nicht total unsportlich zu sein.
So trafen wir uns gegen halb elf am Bahnhof Metzingen, und siehe da – der Regen hatte aufgehört. Auf der Alb gibt es über 60 Kletterrouten. Man geht also oben bis an die Abbruchkante, und dort finden sich Ringe im Gestein, durch die die mitgebrachten Kletterseile gefädelt werden. Dann werden die Enden der Seile nach unten geworfen, und man geht ebenfalls an die Unterkante der Felsen. In unserem Fall waren sie 8 bis 12 Meter hoch, sozusagen Anfängerfelsen. Der Wind und die Sonne hatten die Felsen bereits getrocknet, was die anderen Kletterer aber nicht wussten, sodass wir praktisch allein waren.
Nun gibt es ein Klettergurt, das ich als Kletterhose bezeichnen würde. Daran wird das Sicherungsseil befestigt, das zuerst nach oben durch besagten Ring läuft, und dessen anderes Ende von der sichernden Person am Boden gehalten wird. Während des Kletterns muss das Seil immer auf Spannung sein, der Begleiter muss also ständig nachjustieren, je höher man kommt. Dieses Konstrukt verhindert Abstürze, und es ist schon ein besonderes Gefühl, sich in das Seil zu hängen, die Beine waagerecht gegen den Felsen gestemmt.
Nun lautet die Faustregel beim Klettern: Zieh dich nicht am Sicherungsseil hoch! Stattdessen benutze deine Hände und Füße, um dich mit ihnen an Rissen, Kanten und Vorsprüngen im Gestein hochzuarbeiten! Dabei sollen drei Punkte immer stabil sein. Mit der freien Hand bzw. dem freien Fuß muss der nächste Halt gefunden werden. Dies erwies sich als relativ schwierig für Blinde und Sehbehinderte.
Unsere Begleiter dirigierten von unten mit Hingabe und Gefühl. Nur wenn die Suchaktionen sich zu langwierig gestalteten, verließen einen die Kräfte, je nach Kondition. Um so größer war der Erfolg, wenn man es dann doch bis oben schaffte. Es gab Beifall, und alle freuten sich. Ein tolles Gemeinschaftserlebnis!
Aus meiner Sicht war der Klettertag eine fantastische Aktion. Ich konnte in eine Welt schnuppern, mit der ich bisher absolut gar nichts zu tun hatte.
Martin Recker
© 2014 by EBSW | Zuletzt geändert am: 20.8.2025